Wie praxistauglich ist Künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz (KI) wirkt in jeden Bereich der Gesellschaft hinein. „Kooperation ist bei diesem Thema daher besonders wichtig. Je mehr unterschiedliche Branchen zusammenkommen, desto mehr Innovationen können entstehen“, betonte Markus Roth, Obmann der WKOÖ-Fachgruppe UBIT. Beim Digital Transformation Forum 2024, das vom IT-Cluster (ITC) und vom Softwarepark Hagenberg organisiert wurde, kamen Unternehmen und Institutionen aus verschiedenen Branchen zusammen. Mit dabei waren unter anderem Industrie- und Softwareunternehmen, Gesundheitseinrichtungen und Hochschulen.

Von der Patientenakte bis zum OP

Die Digitale Transformation ist im Gesundheitswesen schon längst angekommen. Anna Lin vom FH OÖ Campus Hagenberg hob eine aktuelle Herausforderung im Patientenmanagement und die damit verbundene Chance hervor: „Die in fast allen österreichischen Krankenhäusern verwendete Lösung wird ab 2030 nicht mehr gewartet. Genau jetzt ist also der richtige Zeitpunkt, um Änderungen anzustoßen.“ Über einen Simulator zum Clippen von Hirnaneurysmen, an dem im Projekt MEDUSA gearbeitet wurde, sprach Michael Giretzlehner von der RISC Software GmbH. „Neurochirurgen sollen damit so lange üben können, bis sie für die tatsächliche Operation bereit sind“, erklärte er.

Vitalwerte im Blick

Um wertvolle Zeit ging es im Vortrag von Kabir Humayaun von der OÖ Gesundheitsholding. „Neue Technologien können nicht nur Menschenleben retten, sondern auch das Gesundheitspersonal entlasten“, führte er aus. Als mögliche Beispiele nannte er EKG-Daten, die direkt vom Rettungswagen in das Krankenhaus übertragen werden, oder eine smartphone-basierte Überwachung des Fötus im Mutterleib.

Echter Nutzen statt Hype

Dass es für die textlastigen ÖNORMEN noch keine einfache KI-Lösung gibt, stellte Maximilian Arrich, Mitbegründer von paraloq analytics, fest. Also entwickelte er mit Austrian Standards den KI-Assistenten „Norman“ und erklärte beim Digital Transformation Forum: „Man muss sich nicht mehr durch 20.000 aktive Normen wühlen, sondern findet direkt das benötigte Dokument.“ Peter Güntzer von Zühlke Engineering empfahl, den Fokus auf praktisch sinnvolle Lösungen zu setzen: „Bauen Sie etwas, das gebraucht wird – nicht nur, weil Sie es können. Integrieren Sie nahtlos in Geschäftsmodelle und weisen Sie früh nach, dass Sie die nötigen Daten haben.“

Auf die Qualität kommt es an

Apropos Daten: Die hat IBM watsonx genutzt, um Anwendungen um Künstliche Intelligenz zu ergänzen, Workflows zu automatisieren und Arbeitsabläufe zu ersetzen. „Das spart Zeit, die für andere Aufgaben genutzt werden kann“, unterstrich Daniel Stanek, der auf generative KI setzt. Die Qualität der Daten ist für Markus Manz vom Software Competence Center Hagenberg (SCCH) das Um und Auf. „Nicht neue Trends sind relevant, sondern Datenqualität, Domain-Know-how und die Schnittstelle Mensch-Maschine“, betonte er in einer Podiumsdiskussion mit Christoph Schönegger (Engel Austria), Roland Puchner (PwC) sowie Gerold Weiß und Silke Preymann (beide FH OÖ). Für letztere ist außerdem Inklusion ein großes Anliegen: „Die Digitale Transformation braucht Interdisziplinarität, aber auch Diversität, weil man alle adressieren muss.“

Staffelübergabe im ITC-Beirat

Nach elf Jahren als Beiratssprecher des IT-Clusters übergab Willibald Salomon auf der Bühne sein Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Roland Sprengseis. „Ich wünsche mir, dass die Dynamik, die gerade in den vergangenen Jahren den IT-Cluster geprägt hat, so weitergeht. Die enge Zusammenarbeit mit dem Softwarepark Hagenberg ist sehr wichtig, weil hier IT gelebt wird. Der IT-Cluster passt somit perfekt zu diesem Standort“, betonte Salomon. Organisator Frederic Hadjari, Manager des IT-Clusters und Büroleiter des Softwareparks Hagenberg, plädierte in diesem Zusammenhang: „Wir brauchen Mut, um Dinge anzugehen.“

35 Jahre Softwarepark Hagenberg

Stephan Winkler, wissenschaftlicher Leiter des Softwareparks Hagenberg, und Stefan Koch, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, blickten gemeinsam in die Vergangenheit und in die Zukunft des Softwareparks. Dabei ging Winkler auf einen der Erfolgsfaktoren ein: „Unternehmen sagen: Man geht dorthin, wo die Rohstoffe sind. Für uns in der IT sind die Rohstoffe junge Hirne. Daher ist die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Forschung und Praxis so hilfreich.“ Für Koch ist die Internationalisierung ein weiterer wichtiger Punkt. Er verwies auf die steigende Anzahl an Studierenden aus dem Ausland. Das 35-jährige Jubiläum des Softwareparks wurde bei einem Fest im Anschluss an das Digital Transformation Forum gefeiert.