Luftfahrt und Medizintechnik aus einer Hand

Helmut Wiesenberger, Managing Director bei RO-Ra Health Technologies © Fotografie Schwamberger
Helmut Wiesenberger, Managing Director bei RO-Ra Health Technologies © Fotografie Schwamberger

23.12.2020

Das Unternehmen RO-RA Health Technologies ist eine weitere Sparte von RO-RA Aviation Systems GmbH – einem erfolgreichen Zulieferunternehmen für die Luftfahrt. Im Interview beschreibt Managing Director Helmut Wiesenberger, warum Medizintechnik eine Zukunftsbranche ist und welche Synergien es mit der anderen Sparte gibt.

Ihr Unternehmen ist sehr erfolgreich für namhafte Unternehmen aus der Luftfahrt tätig. Was sind die Gründe, eine HealthTechnologie-Sparte zu gründen?

Mit dem Ziel, vielfältiger zu werden und Neues zu etablieren, hat die Medizintechnik unser Interesse geweckt. Wir stellen Präzisionsteile her, die perfekt für die Medizintechnik geeignet sind. Mit der Verarbeitung von Werkstoffen wie Aluminium, Titan, verschiedene Stahllegierungen und hochfeste sowie hochtemperaturbeständige Stahle sind wir vertraut. Der Erfolg von RO-RA in der Luftfahrtindustrie ist vor allem auf die Entwicklung, die Validierung und die hochmodernen Maschinen mit ihren Fertigungskompetenzen zurückzuführen. Wir bieten alles aus einer Hand. Dieses Geschäftsmodell und unsere Kernkompetenzen sind auch für die Medizintechnik sehr gut geeignet.
 

Gibt es Schnittmengen zwischen Produkten für Luftfahrt und Medizintechnik?

Im Rahmen der Marktanalyse ist uns aufgefallen, dass beide Branchen sehr ähnliche Ziele verfolgen und die Marktreiber gut zu vergleichen sind. Die Qualitätsmanagementanforderungen sind mit wenigen Ausnahmen ident. Bei den Entwicklungsund Projektumsetzungstätigkeiten – auch in Richtung Digital Twins und Model Based Engineering – gibt es kaum Unterschiede.

Wir wollen in der Luftfahrt Flugzeuge sicherer, umweltfreundlicher und nachhaltiger machen. Diesen Anspruch an unsere Produkte wollen wir auch in der Medizintechnik verwirklichen. Dabei geht es nicht um das Produkt selbst, sondern um den Beitrag, den unsere möglichen innovativen Produkte zu einer besseren und nachhaltigeren Gesundheits- und Patientenversorgung leisten können.
 

Wo steht Oberösterreich aus Ihrer Sicht im Bereich der Medizintechnik?

Der universitäre Bereich wurde in den letzten Jahren durch die Med-Fakultät und das Institut für Medizinund Biomechatronik der JKU weiter gestärkt, woraus sich auch zusätzlich Forschungskooperationen mit Firmen ergeben, damit die Ergebnisse der Grundlagenforschung dann auch in innovativen Produkten umgesetzt werden können. Diese in OÖ traditionell gute Kooperation der Forschung und Industrie wird dadurch auch weiter intensiviert und das ist gut so!

Außerdem ist auch in Oberösterreich deutlich erkennbar, dass das Bewusstsein über die künftige Entwicklung der Markttrends in der Medizintechnik bei den Unternehmen bereits angekommen ist. Das betrifft vor allem die starke Entwicklungskraft entlang der Wertschöpfungskette und das Vorantreiben der Digitalisierung im gesamten Unternehmensumfeld. RO-RA befindet sich hierbei mitten in der Entwicklungsphase und lebt es sogar in einigen Bereichen schon vor.
 

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Sparte?

Das Marktwachstum ist in der Medizintechnik sicherlich gegeben. Wir sehen die digitale Umsetzung der personalisierten Medizin in Verbindung mit modernen Herstellungsverfahren als die große Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Für uns als Unternehmen liegt die Herausforderung sicherlich in der Entwicklung einer Value Proposition im Produktportfolio. Ich gehe davon aus, dass wir für einen nachhaltigen Markteintritt zwei bis drei Jahre benötigen – diesen langen Atem kennen wir bereits aus der Luftfahrt.
 

Welche Bedeutung hat für Sie das Netzwerk des Medizintechnik-Clusters?

Der MTC hat uns im Aufbau der Medizintechnik fachkundig beraten und unterstützt. Diese Beratung hat uns, in den für uns neuen Markt, einen guten Einblick gewährt. Im nächsten Schritt geht es darum, das Netzwerk des MTC besser kennenzulernen und gemeinsam mit den universitären Instituten sinnvolle und skalierbare F&E-Projekte zu konzeptionieren.

www.ro.ra.com


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