10.07.2019
Der Mediziner Jama Nateqi und sein Partner Thomas Lutz möchten mit ihrer Firma Symptoma die Anzahl von Fehldiagnosen verringern und haben dazu eine intelligente Datenbank für ÄrztInnen und für PatientInnen entwickelt. Symptoma, Partner im Medizintechnik-Cluster, schließt so die Lücke zwischen Symptom und Diagnose und hat damit das Potenzial das Google der Medizin zu werden.
Enorme Folgekosten durch Fehldiagnosen könnten so verringert werden. Das Enterprise Europe Network unterstützt die beiden Partner dabei, ihr Ziel, weltweit zu expandieren, umzusetzen. Das Netzwerk half dabei Forschungspartner für Symptoma zu finden und unterstützte bei der erfolgreichen Einreichung für das Horizon 2020 Förderprogramm „KMU Instrument“ für innovative KMU.
Weltweit wird jede siebente Diagnose falsch oder zu spät getroffen. Auch die besten ÄrztInnen sind angesichts ca. 20.000 derzeit bekannter Krankheiten überfordert – alle zu kennen ist unmöglich. Die meisten ÄrztInnen erkennen ca. 1.000 Krankheiten an ihren Symptomen. „15 Prozent aller Diagnosen sind Fehldiagnosen."
"Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa eine 1,5 Million PatientInnen gerettet werden könnten, wenn sie richtig diagnostiziert würden“, erklärt Jama Nateqi, Geschäftsführer von Symptoma und Mediziner. An diesem Punkt setzt Nateqi und sein Partner Thomas Lutz mit ihrem Unternehmen an, sie möchten von Oberösterreich aus dieses kostenintensive Gesundheitsproblem lösen. Der in Deutschland geborene Wahlösterreicher mit afghanischen Wurzeln Nateqi gründete sein Unternehmen 2009 gemeinsam mit dem Nanostrukturtechniker Lutz. Ihre innovative Idee traf bei MedizinerInnen aus dem eigenen Umfeld jedoch zunächst auf Skepsis, die die beiden aber nicht davon abhielt, weiter an ihrer Idee zu arbeiten. Mehrere Jahre wurden die Algorithmen entwickelt und an Elementen der Künstlichen Intelligenz gearbeitet, die in die Datenbank integriert wurden.
Heute ist Symptoma mit 1,5 Millionen NutzerInnen im Monat einer der größten Symptom-Checker am Markt und hat in einer Leistungsstudie die höchste diagnostische Treffergenauigkeit erzielt (Peer-Review Publikation im HNO Journal des Springer Verlags). Nutzer geben auf www.symptoma.com einfach und direkt ihre Symptome ein und erhalten eine Liste der möglichen Ursachen – sortiert nach der Wahrscheinlichkeit. Ergänzt wird die Suche durch einen Chatbot, der durch Nachfragen nach weiteren Symptomen die Ergebnisse verfeinert. Symptoma funktioniert schon in sechs Sprachen.
Bereits im ersten Jahr der Gründung kamen Nateqi und sein Partner erstmals mit dem Enterprise Europe Network, dem weltweit größten Fördernetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), in Kontakt. Zuletzt interessierten sie sich insbesondere für die Fördermöglichkeiten für innovative KMU im Rahmen von Horizon 2020. „Ich fand das Programm ‚KMU Instrument‘ spannend für uns, da es auf hochinnovative, schnell wachsende Unternehmen wie Symptoma abzielt. Das Enterprise Europe Network hat uns bei der Antragstellung intensiv betreut und uns mehrmals Feedback gegeben sowie während des laufenden Projekts geholfen. Teil des Programms ist auch ein Coaching, um punktuelle Potentiale des Unternehmens zu identifizieren. Die Suche nach einem passenden Coach wäre ohne dem Enterprise Europe Network so nicht möglich gewesen“, beschreibt Jama Nateqi seine Zusammenarbeit mit dem Experten, die nach wie vor aufrecht ist. Das Enterprise Europe Network hat dem innovativen Unternehmen auch dabei geholfen, sich international zu vernetzen. „Ich kann allen Firmen, die internationale Partner benötigen, empfehlen, sich an das Enterprise Europe Network zu wenden.“
Symptoma beschäftigt derzeit ein Team von 60 MitarbeiterInnen, davon weltweit 45 MedizinerInnen, und hat bereits 13 Jahre in Forschung und Entwicklung investiert. Die Mission von Symptoma ist es, dass jeder Patient die richtige Diagnose und Behandlung erhält. Wenn das klappt, ist ein Börsengang in den 2020er nur folgerichtig. Die wirtschaftliche Basis für dieses ehrgeizige Ziel ist gut. Symptoma schreibt schwarze Zahlen und seit der „Innovative Enterprise Conference“ in Wien 2018, bei der Symptoma wieder den heiß umkämpften Startup Wettbewerb gewonnen hat, fragen noch mehr Investoren an, um sich am Unternehmen zu beteiligen. Doch bis auf den Oberösterreichischen Hightechfonds halten Nateqi und sein Partner Lutz derzeit noch alle Anteile selbst. „Wir wollen die Diagnosestellung weltweit revolutionieren. Das kann man heute von überall aus schaffen – auch vom Attersee“, so Nateqi selbstbewusst und es besteht kein Zweifel, dass das junge Team dies auch hinbekommen wird.
Das weltweit größte Fördernetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) umfasst 600 Mitgliedsorganisationen in mehr als 60 Ländern und unterstützt KMU beim Wachstum, dem Zugang zu Finanz- und Fördermitteln, bei Fragen zur Anwendung des EU-Rechts, bei Innovationsvorhaben und der Suche nach potenziellen Geschäftspartnern in ganz Europa und darüber hinaus. Die Europäische Kommission hat das Enterprise Europe Network 2008 ins Leben gerufen. Es wird im Rahmen des Programms der Europäischen Union für die Wettbewerbsfähigkeit von KMU (COSME) kofinanziert.
Weitere Informationen: www.een.at
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