28.06.2021
Georgine Gattermayr, MBA, ist seit 1. Oktober 2019 Pflegedirektorin und Vorständin des Patientenmanagements im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern. Im Interview spricht die Expertin über die Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Grenzen der Künstlichen Intelligenz im Pflegebereich.
In welchen Bereichen der Pflege ist KI bereits Realität?
Gattermayr: Im Fokus stehen Dokumentation und Administration: KI unterstützt Operationstechniken, krankenhausübergreifende Diagnostik oder die Materiallogistik. Bei der elektronisch Fieberkurve sind wir mitten in der Implementierung im gesamten Haus. In Bereichen, wo Patienten gehoben oder umgebettet werden müssen, sind technische Hilfsmittel wie Exoskelette ein Segen, weil sie auch die Gesundheit des Pflegepersonals schonen . Ein weiterer Schwerpunkt ist Prävention: Notfallarmbänder sind bereits Realität, ebenso das Monitoring von Vitalfunktionen wie Blutdruck oder Sauerstoffsättigung.
Wo sehen Sie weitere Einsatzmöglichkeiten?
Gattermayr: In Intensivstationen ist die Zahl der medizinischen Geräte und Kabel besonders groß. Hier ist es sicher von Vorteil, mehr drahtlose Übertragungs- und Bedienungsmöglichkeiten zu haben. Grundsätzlich gilt: Die digitalen Komponenten müssen die Arbeit des Menschen erleichtern, leicht bedienbar sein und sie dürfen keine zusätzlichen möglichen Fehlerquellen – durch Systemausfälle oder zu schwierige Programmierung – schaffen. Die bei uns bereits implementierte elektronische Fieberkurve verkürzt die Informationskette istark und ist mmer nachvollziehbar. Ein Mitarbeiter gibt Daten ein, der nächste der am Patienten einsteigt hat alle aktuellen Daten lesbar vor sich.
In welchen Bereichen kann und wird der Mensch nie zu ersetzen sein?
Gattermayr: Der zwischenmenschliche Umgang ist im Pflegebereich essenziell. Beim Dialog mit Patienten kann der Mensch nicht ersetzt werden. Gespräche sind für den Heilerfolg sehr wichtig. Zuhören, mitfühlen, motivieren, Mut machen und Empathie zeigen – das schafft kein Roboter. Künstliche Intelligenz kann aber bei administrativen Tätigkeiten helfen. Damit bleibt auch wieder mehr Zeit für die Arbeit mit den Patienten.
Wie wird Ihrer Meinung nach die Zukunft des Pflegeberufes aussehen?
Gattermayr: Gut ausgebildete Pflegekräfte sind rar und der Bedarf wird auch in Zukunft steigen. Niemand muss sich fürchten, dass die Digitalisierung Jobs vernichtet.
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