„Wir suchen Lösungen“ – „Wir haben sie“

© Erwin Pils
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22.05.2024

Am 17.4.24 fand zum ersten Mal die MTC-Veranstaltung „Inno.Match“ statt. Das Ziel war es, Forschung sichtbar zu machen, eine Brücke zwischen Wirtschaft und Forschung zu bauen und dadurch Innovationen zu stimulieren. In der NOVAZONE Linz trafen sich 45 Forscher:innen und Vertreter:innen von MedTech-Wirtschaftsunternehmen, um aktiv zusammenzuarbeiten. 

Mit dem Aufruf „Ihre Kooperation ist unser Antrieb“ eröffnete Martha Wagner, Projektmanagerin im Medizintechnik-Cluster, die Veranstaltung. Sie erklärte, dass der MTC Projektvorhaben unterstützt, passende Partner zusammenbringt und das Netzwerk bis in den DACH-Raum erweitern kann. Ein kurzweiliger Nachmittag wurde durch Impulse, Pitch-Sessions und einen Überblick über Förderungen für Unternehmens-Forschungskooperationen aufgelockert. Zum Abschluss wurde ein Business Speed Dating organisiert, um neue Kontakte auf einfache Weise zu stärken. Sowohl die Impulsgeber als auch die Pitcher nutzten gezielt die Gelegenheit, das Publikum themenspezifisch zum Austausch zu ermutigen. 

AI als Herausforderung & Chance 

Christian Perrey von der GE Healthcare Austria nahm das Publikum bei seinem Impuls mit auf die Reise in die Welt des Ultraschalls des Women’s Health Headquarters Zipf und verdeutlichte die Vorteile und Ziele von AI in der Medizintechnik: Abläufe können einfacher und effizienter gestaltet werden, die Reproduzierbarkeit erhöht und Diagnosen unterstützt werden. Mit einem ehrlichen Einblick skizzierte Perrey die Komplexität von AI-Anwendungen, beginnend bei der Entwicklung über die Zulassung bis zur Markteinführung. „Die Entwicklung von AI-Anwendungen ist komplex und benötigt zunächst eine Vielzahl medizinischer Daten und Bilder. Das kostet Zeit und Ressourcen! Wir erfüllen hier höchste Standards an Datenschutz und regulatorische Anforderungen, bis wir eine Anwendung auf den Markt bringen.“ weiß Perrey. 

Fokussiert, anwendungsorientiert, kosten- & zeitsparend 

Die Pitch-Inhalte zeigten klar, wie wertvoll eine Synergie mit einer Forschungseinrichtung ist. Zielgerichtet nutzte Bernhard Schwartz von der FH Gesundheitsberufe OÖ seinen 2-minütigen Pitch, um über die Vorteile von Multi-Cross-Over Single Subject Design Studien aufzuklären. „Zeit und Geld können dabei deutlich eingespart werden - bei gleichbleibender Aussagekraft im Vergleich zu anderen Studiendesigns“ positionierte Schwartz die FHG als klinischen Partner.  

Robert Holzer von RECENDT (Research Center for Non-Destructive Testing GmbH) fokussierte sich auf die Digitale Pathologie: „Es gibt sie, die umfassende zerstörungsfreie Diagnostik, bei der die Darstellung eines chemischen Fingerabdrucks von Proben ermöglicht wird.“ Ein weiterer Pitch von RECENDT veranschaulichte die Pluspunkte spektroskopischer Technologien für die Point-of-Care Diagnostik: rasch, kostengünstig, reagenzfrei und effizient.  

Die Forschungsabteilung Medizin-Informatik präsentierte Michael Giretzlehner von der RISC Software GmbH. Hier steht Künstliche Intelligenz an der Tagesordnung. Medizinische Bildverarbeitungen und Simulationen sind nur Teilbereiche der Kompetenzen dieses außeruniversitären Forschungs- und Entwicklungsunternehmen.  

Wie relevant der Mensch als Nutzer in einem Software-Design-Prozess ist, zeigte Ulrich Brandstätter vom SCCH (Software Competence Center Hagenberg) in seinem Pitch “Human Centered Digital Health”. Hier stehen die Kundenbedürfnisse und die Handhabung einer Software im Vordergrund, Hilfe zur Selbsthilfe wird groß geschrieben - “empowering users”.  

Dass Hefen für mehr als nur Brot und Bier verwendet werden können, signalisierte Alexander Zwirzitz der AG Biosciences vom FH OÖ Campus Wels mit seinen Untersuchungsergebnissen zu Hefe-Biosensoren. „Wir setzen Bäckerhefe als lebendige biologische Sensoren zum Direktnachweis von Krankheitserregern ein“, informierte Zwirzitz das interessierte Publikum.  

Welche Kriterien sind für Forschung und Entwicklung erforderlich? 

Hierüber klärte Florian Winner, Leiter der Forschungs- und Innovationsförderberatung der Business Upper Austria, auf: Neuheit über dem Stand der Technik, hohe technische Unsicherheit, ein vorhandener und abschätzbarer Markt sowie wesentliche Vorteile für die Nutzer:innen. „Der Technologiereifegrad hat eine direkte Auswirkung auf die Förderquote“ gab Winner den Anwesenden zu bedenken. Er führte durch die Anforderungen geeigneter Förderungsmöglichkeiten, angefangen vom F&E Impuls SINGLE über die Unternehmens- und Forschungskooperationsförderung (UFK) des Landes Oberösterreich bis hin zu ausgewählten FFG-Programmen. Branchenrelevant ist insbesondere der FFG Life Science Call, da hier klinische Studien gefördert werden können. 

Die Sichtbarkeit, Weiterentwicklung und Stärkung des Forschungsstandorts Oberösterreich ist der Hauptfokus der Upper Austrian Research. „COMET baut Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft für eine nachhaltige Zukunft“ erläuterte Christoph Pröll dieses qualitativ hochwertige Forschungsprogramm (COMET: Competence Centers for Excellent Technologies). 

Welche Möglichkeiten bietet das TIMed CENTER der FH OÖ? 

Thomas Kern zeigte die Optionen zur Forschungskooperation des TIMed CENTERs auf, indem er beeindruckende Zahlen und Kompetenzen der vier FH OÖ-Standorte präsentierte und mit Beispielen untermauerte. Dazu zählen unter anderem Spektroskopie und Human Enhancement in Linz, Bioinformatik, Sensorik und AI in Hagenberg, Prozessoptimierung in Steyr und Wirkstoff-Charakterisierung, Protein-Interaktionen und Computertomographie in Wels. Auch auf die Relevanz des Miteinbeziehens von Studierenden als Fachkräfte und Wissensträger von morgen wies Kern hin und erläuterte kooperative Aus- und Weiterbildungsprogramme. 

Die zweite Pitch-Session wurde mit einer qualitativen Studie der FH Gesundheitsberufe OÖ eröffnet. „Wir brauchen gut ausgebildetes Personal für die Pflege von Menschen mit Demenz“, weiß Melanie Karrer und erzählte von geplanten Interviews, die die positiven Aspekte dieses Tätigkeitsbereichs ans Licht bringen. Eine essenzielle Grundlage, um die Ausbildung sowie das Recruiting entsprechend zu steuern.  

Julia Vetter und Stephan Winkler von der FH OÖ Campus Hagenberg stellten die Forschungsgruppe Bioinformatik vor: von Genexpressionsanalysen über die Identifikation von Proteinen, Zelldetektion und -Klassifizierung bis hin zu Health Data Untersuchungen mittels Maschinellem Lernen zeichneten sie das Spektrum der Kooperationsmöglichkeiten. 

Die JKU Linz, vertreten durch Tina Mitteramskogler und Andreas Fuchsluger vom Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, machte auf die Kompetenzen im Bereich Mikrofluidik aufmerksam: Mitteramskogler integriert dabei Elektronik in Mikrofluidik-Chips und Fuchsluger schafft es durch Akustik Partikel im Mikrofluidik-Kanal in 25ms optimal auszurichten.  

„From Trauma to Tissue Regeneration“ pitchte Heinz Redl vom Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie in Kooperation mit der AUVA TU Wien und verdeutlichte die Möglichkeiten der Forschung für die Pharma- und BioTech-Branche, u.a. Training und Ausbildung, Sicherheitsstudien, Produktvergleiche sowie die Translation in Kliniken inkl. Feedback. 

Über das Know-how in Künstlicher Intelligenz zur Digitalisierung des Menschen berichtete Gernot Stübl von PROFACTOR und erklärte: „Humanzentrierte Assistenzsysteme (Industrie 5.0) entlasten das Personal und steigern Qualität, Effektivität sowie die Wirtschaftlichkeit.“  

Schnell und effektiv – das Business Speed Dating 

Eine kurze Zeit effektiv zu nutzen war der Auftrag an die Teilnehmer:innen von „Inno.Match“, um einen bleibenden Eindruck bei ihrem unbekannten Gegenüber zu hinterlassen. Gezielt wurden Visitenkarten gezückt und Folgetermine vereinbart, um die gebotene Möglichkeit bestmöglich zu nutzen. 

Das neue MTC-Format soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden und am 2. April 2025 stattfinden. Unterjährige Pitches können gerne jederzeit bei Martha Wagner angemeldet werden.